Neurophysiologie

Leistungsspektrum Neurologische Funktionsdiagnostik für Kinder und Jugendliche


Unsere Gemeinschaftspraxis bietet spezielle Diagnostik und Behandlungen im Fachgebiet der Epileptologie für Kinder und junge Erwachse an. Im Nachfolgenden finden Sie Antworten auf häufig gestellte Fragen.

Welche Themen fallen in das Fachgebiet der Neurophysiologie?

Die Neurophysiologie befasst sich vor allem mit der Funktionsweise des menschlichen Nervensystems

Wichtige Hinweise vorab

Zeitbedarf
Während der normalen Sprechstunden ist die Zeit, die wir für die einzelne Familie haben, sehr begrenzt. Daher ist eine neurologische Funktionsdiagnostik nur in einem gesonderten Termin möglich. 

Kosten
Die Möglichkeiten der medizinischen Therapien sind in den letzten Jahren enorm gestiegen. Dagegen ist die Bezahlung durch die gesetzlichen Krankenkassen immer weiter zurückgeführt worden. Insofern kann eine Ultraschalluntersuchung der Muskulatur nur als Selbstzahlerleistung angeboten werden.

Was ist ein EEG?

Mit einem EEG (Elektroenzephalogramm) wird die elektrische Aktivität des Gehirnes von der Kopfhaut abgeleitet und aufgezeichnet. Es wird auch als Hirnstrombild bezeichnet. Die Ströme entstehen durch die Signalübertragung der Nervenzellen untereinander.
Das EEG kann über verschiedenste Funktionsstörungen des Gehirns Aufschluss geben. Wichtigstes Einsatzgebiet ist die Beurteilung von Abwesenheitszuständen, Bewußtlosigkeiten und Verhaltensauffälligkeiten. Im EEG ist oft erkennbar, ob die Ursachen für diese Ereignisse im Gehirn liegen (z.B. als epileptische Anfälle). Ebenso kann bei bekannter Epilepsie oder nach epileptischen Gelegenheitsanfällen das Ausmaß der Störung aus dem EEG abgeschätzt werden.
Nützlich ist das EEG aber auch bei einer Vielzahl von weiteren Erkrankungen des Gehirnes, z. B. bei Stoffwechselerkrankungen. Hier finden sich oft typisch veränderte Hirnstromkurvenbilder. Auch bei Entzündungen und Tumoren des Gehirns kann ein EEG oftmals als Indikation dienen.

Welche weiteren
EEG-Untersuchungs-arten gibt es?

Um weitere Informationen aus dem EEG des Kindes zu gewinnen und Auffälligkeiten, besser zu beurteilen zu können, kann der Einsatz bestimmter Provokationsmaßnahmen während der EEG-Ableitung sinnvoll sein.
Hierzu zählen beispielsweise die Photostimulation, das Schlaf- und das Schlafentzugs-EEG.

Photostimulation
Hierbei wird während der EEG-Ableitung ihr Kind hellen Lichtblitzen ausgesetzt.
Hyperventilation: Hierbei wird während der EEG-Ableitung ihr Kind zu vertiefter Ein- und Ausatmung ermuntert. Dies geschieht z.B. bei kleinen Kindern auch mit Hilfe eines Windrades.

Schlaf-EEG 
Hierbei wird versucht eine spontane Schlafphase ihres Kindes abzuleiten. Dies kann vor allem dann sinnvoll sein, wenn nächtliche oder müdigkeitsgebundene Anfallsereignisse beschrieben werden. Diese Methode wenden wir häufig bei Säuglingen und Kleinkindern an, die noch natürlicherweise Schlafphasen während des Tages zeigen.

Schlafentzugs-EEG
Vor allem bei größeren Kindern, die tagsüber nicht mehr schlafen kann zur Schlafprovokation ein Schlafentzug notwendig sein. Je nach Alter des Kindes wird in der Nacht vor der EEG-Ableitung der nächtliche Schlaf ihres Kindes reduziert bzw. ganz ausgesetzt. Genaue Anleitungen erhalten sie von unserem EEG-Team und in schriftlicher Form.

Ist ein EEG unangenehm oder sogar gefährlich?

Das EEG ist schmerzfrei und ungefährlich, es kann beliebig oft ohne Probleme für die Gesundheit des Patienten wiederholt werden. Die Durchführung eines EEGs dauert in der Regel mit Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung zwischen 45-60 Minuten und erfordert deshalb vom Kind und den Eltern etwas Geduld. 
Die Ableitung erfolgt mit Elektroden, die mit Hilfe von Gummibändern an der Kopfhaut an genau festgelegten Stellen befestigt werden. Manchmal ist es aber auch notwendig, das EEG bei starker Unruhe des Kindes zu kleben und mit einem Kopfverband zu fixieren. 
Mit dem EEG können übrigens keine Gedanken gelesen oder beeinflusst werden!

Was sind evozierte Potentiale (=EP)?

Bei allen evozierten („hervorgerufenen“) Potentialen, werden bestimmte Sinnesnervenzellen (Augen, Ohren, Haut) stimuliert. 
Die Antwort dieser Reize wird an einer anderen Stelle des Körpers gemessen. Dies ermöglicht Aussagen über bestimmte periphere Nerven bzw. Hirnnerven, sowie auch über die Funktionsfähigkeit von Bahnen im Zentralnervensystem.
Die Ableitung dieser evozierten elektrischen Aktivität erfolgt wie beim EEG mit Oberflächenelektroden schmerzfrei von der Kopfhaut.

Was kann über evozierte Potentiale geprüft werden?

Man unterscheidet je nach geprüftem Sinnessystem visuell, akustisch oder sensibel evozierte Potentiale.
Mit dieser Untersuchungsmethode kann die Funktionsfähigkeit eines Sinnesbahnsystems (Sehbahn, Hörbahn, Gefühlsbahn) geprüft werden:
Bei der VEP-Untersuchung (visuell evozierte Potentiale) wird ein Bildmuster (z.B. Schachbrett) auf einem Bildschirm betrachtet. Die hierdurch ausgelöste elektrische Reaktion in der Sehrinde wird im Hinterhauptsbereich (occipital) gemessen.
Bei der AEP-Untersuchung (akustisch evozierte Potentiale) wird mittels Kopfhörer ein Hörreiz (Klickgeräusch) eingespielt. Es kommt zu typischen Veränderungen, die als akustisch evozierte Potentiale bezeichnet werden und Hinweise auf die Funktionsfähigkeit der Hörbahn im Innenohr, Hörnerven, Hörrinde und des Hirnstamms geben.
Bei der SEP-Untersuchung (sensibel evozierte Potentiale) werden durch leichte elektrische Reizung eines Hand- oder Fußnerven Gefühlsempfindungen ausgelöst. Die entsprechenden Aktivitätsänderungen werden im Scheitelhirnbereich des Kopfes als sensibel evozierte Potentiale bezeichnet.

Was ist Elektroneurographie?

Die Signalübermittlung in den Nerven und in der Muskulatur erfolgt durch Stromflüsse. Deshalb kann die Funktionsfähigkeit von Nerven und Muskeln durch Messung dieser Stromflüsse oder der durch sie hervorgerufenen Spannungsveränderungen beurteilt werden. Die Elektroneurographie (Messung und Aufzeichnung des Stromflusses in den großen Körpernerven) prüft sowohl die motorischen (muskelversorgenden), als auch die sensiblen (gefühlswahrnehmenden) Nerven.
Dabei wird der jeweilige Nerv in seinem Verlauf elektrisch gereizt, was gelegentlich als etwas unangenehm, aber selten als schmerzhaft empfunden wird. Die dadurch ausgelöste Reaktion am Muskel oder an einer anderen Stelle des Nervs wird mit Oberflächenelektroden gemessen. Ein wichtiger Wert, den man mit der Elektroneurographie erhält, ist die Nervenleitgeschwindigkeit (NLG). Mit Hilfe der NLG, sowie der Spannungshöhe (Amplitude) und der Gestalt (Konfiguration) der Reizantwort lässt sich der Schweregrad einer Nervenschädigung ablesen. 

Wann erfolgt eine Nervenleit-geschwindigkeits- messung?

Messungen von Nervenleitgeschwindigkeiten werden durchgeführt, wenn nach anamnestischen Kriterien und von Seiten des Untersuchungsbefundes eine periphere Nervenschädigung wahrscheinlich zu erwarten ist. Dies können z.B. Lähmungserscheinungen und Sensibilitätsstörungen an Beinen und Armen sein, die immer wieder oder anhaltend als Taubheitsgefühl oder Kribbeln auftreten.  

Wann und warum ist eine Ultraschall-diagnostik der Muskeln sinnvoll?

Muskeln können mittels elektrischer Stimulationsverfahren (NLG = Nervenleitgeschwindigkeit) / EP = Evozierte Potentiale) auf ihre Funktion untersucht werden. 
Bei einigen Erkrankungen ist zusätzlich auch die Betrachtung der Strukturen (Morphologie) hilfreich. Eine sonografische Untersuchung (=Ultraschall) der Muskulatur wird zunehmend in der neurologischen Diagnostik eingesetzt. 
In Ergänzung zur Elektrophysiologie liefert die Sonographie wertvolle Informationen über die Zusammensetzung der Muskeln sowie der sie umgebenden Strukturen. 
Die Sonographie der Muskulatur kann beispielsweise bei Kindern mit auffallender oder zunehmender Muskelschwäche/ Muskelschwund durchgeführt werden. 
Dies kann helfen, Hinweise auf eine krankhafte Veränderung des Muskels auf einfache und schnelle Art zu identifizieren und eine weitere Diagnostik einzuleiten.
 
Email Dr. med. Bastian Baumgartner
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